Es sollte die letzte Etappe meiner Reise zum Nordkapp werden.

Geplant war die Etappe von Riga bis Warschau. Die Route führte von Lettland, über Litauen nach Polen.
Nach einem kurzen Frühstück im Hotel, was wieder ziemlich laut durch viele Touristen, speziell Asiaten und Russen war, ging es gegen 8 Uhr ein Stück durch die Stadt Richtung Autobahn. Ziel: Warschau. Da hatte ich ein Hotel in der Nähe vom Hauptbahnhof gebucht, mit kostenloser Stornierung bis 16 Uhr.
Landschaftlich wenig reizvoll donnerte ich die Autobahn entlang. Sofern es möglich war. Viel Verkehr und vor allem schlechte Straßen machten eine schnelle Fahrt fast unmöglich.
Es dauerte nur knapp eine Stunde, bis ich die Grenze zu Litauen erreicht hatte. Kurzer Stopp und Belohnung für Marta mit dem nächsten Ländersticker 😎


Das Wetter war durchwachsen, endlich mal Wolken, die aber immer verdächtig nach Regen aussahen. Und dann war es „endlich“ so weit. Die ersten Tropfen kamen vom Himmel. Ich hielt mitten auf der Landstraße an, schlüpfte in meine Regensachen und dann weiter. Keine 2 Minuten später schüttete es wie aus Eimern. Das Wasser lief am Visier und Martas Windschild runter, als würden Eimer ausgekippt werden. Viel sehen konnte ich nicht. Ich orientiere mich an dem LKW der vor mir fuhr. Nur so hatte ich überhaupt etwas, an dem ich wusste, wo ich lang muss. Die Fahrt in der Regendusche dauerte ca 20-30 Minuten. Dann wurde es wieder warm. Richtig warm. Also Regensachen wieder aus, kurze Raucherpause und weiter.
Insgesamt knapp 3 Stunden brauchte ich, um Litauen zu durchqueren. Es gab wirklich nichts, was mich hier gereizt hat. Verfallene Häuser, viel Müll, schlechte Straßen.
Da war ich froh, als ich an der polnischen Grenze ankam.
Neuerdings gab es ja wieder Grenzkontrollen in Polen und so wurden die PKWs vor mir einer nach dem andern in unterschiedliche Spuren aufgeteilt. Mich hingegen winkte man in eine andere Richtung-weiter in Richtung Autobahn. Wie geil, mich wollten sie nicht kontrollieren. Einfach weiter fahren. Klasse! Und so fuhr ich kilometerweit völlig alleine auf der top ausgebauten polnischen Autobahn. Wieder ein bisschen das Gefühl des Fahrens aus Skandinavien.
Es war wirklich gar nicht viel los und ich konnte mit 120-140 weiter düsen.
Auf dem ersten Parkplatz nach der Grenze-der war einige Kilometer entfernt-habe ich dann den 7. und letzten Ländersticker der Reise an Marta platziert.

n Polen waren wir zwar schon öfter, aber nie wirklich im Rahmen einer „Reise“.
Irgendwann kamen wir dann an die erste Mautstelle. Völlig unaufgeregt fuhr ich drauf zu. Zu „erfahren“ mit dem Prozedere war ich ja schon, aus den vergangenen Reisen. Was sollte hier anders sein? Nichts! Genauso wie in Italien, Frankreich, Österreich usw hieß es auch hier, kurz anhalten, Karte einlesen und weiter. Insgesamt 4 Mautstellen passierte ich in Polen. Jeweils so um die 8 Zloty. Dafür wie gesagt Bilderbuch Straßen.
Je näher ich Warschau kam, umso mehr tendierte ich zu Plan C.
Plan A war ja Übernachtung in Lomscha, ca 130km vor Warschau. Den hatte ich ja bereits mit Marta verworfen und uns für Plan B, Übernachtung in Warschau, entschieden.
Aber als wir gegen 13 Uhr, bei 32 Grad in der Nähe von Warschau waren, haben Marta und ich eine neue Entscheidung getroffen. Plan C sollte es werden.
Obwohl wir mittlerweile fast 6 Stunden unterwegs waren, einigten wir uns darauf, durchzuziehen. Wir fahren durch bis Petershagen! Das hieß nochmal fast 7 Stunden Fahrt plus Pausen. Egal. Ich fühlte mich wohl, Marta wollte wenigstens einmal in ihrem Dasein an einem Tag durch drei Länder mindestens 1000km fahren. Und ich hatte eigentlich auch genug von den Übernachtungen im Hotel. Auf einer anderen Strecke hätte es vielleicht anders ausgesehen.
Der Plan stand also. Das Etappenziel änderte sich von Warschau auf Petershagen. Bei einem Tank- und Pipi-Stopp also das Hotel storniert, Visier gereinigt und weiter. Ewig lange quälten wir uns bei 32 Grad durch den Warschauer Stau auf der Autobahn. Im Italian-Style fuhren wir auf der dreispurigen Autobahn durch die Autos hindurch und sparten damit mehr als eine halbe Stunde. Geil Marta, du hast es drauf ✌🏻
Und dann folgten endlos lange Strecken. Wir hielten mal nach einer Stunde, mal nach eineinhalb oder zwei Stunden an. Kurz was trinken oder tanken und weiter. Auf der Autobahn konnte man dann regulär 140km/h fahren. Wir orientierten uns aber an den Einheimischen. Also Tempomat auf 150 oder 160 und los. Insgesamt vier Tankstopps legten wir ein. Alle 300km quasi.
Was für ein Ritt. Immer wieder lobte ich Marta für ihre Leistung. Zur „Belohnung“ gab es auch immer mal das 98er Benzin. Nicht immer nur E10.
Ein kleines Highlight hatten wir um 18:31 Uhr. Nach 9:51h Fahrtzeit an dem Tag, plus 1:50h Pausenzeit, wechselte der Tageskilometerzähler von 999,9km auf 1000km! Was für ein geiler Scheiß!!! Ein sehr erhabenes Gefühl, verbunden mit Stolz über die eigene Leistung.
Nach etwas mehr als 10 Stunden machte sich dann meine rechte Schulter etwas bemerkbar. Das erste Mal auf der Reise hatte ich leichte Schmerzen beim Fahren. Egal. Geheult wird nur, wenn es blutet oder komisch absteht.
Um kurz vor 20 Uhr erreichten wir dann Küstrin. Erneuter Tankstopp und Zigaretten gekauft.
Nun hieß es, die letzten 60km hinter uns zu bringen. 60km bis nach Hause! 20:05 Uhr überquerten wir die polnisch-deutsche Grenze. Damit waren wir nach 12 Tagen 6 Stunden und 35 Minuten (bzw. ca 294 Stunden oder 17.675 Minuten) wieder auf deutschem Boden.
Wie vom Winde getragen sausten wir über die Straßen. Leichträdrig, aber gefühlt sicher nahmen wir die Kurven der Landstraße. Und dann, um genau 20:52 Uhr endete meine Reise zum Nordkapp. Meine Familie erwartete mich schon. Stand zum Empfang bereit am Tor. Großartig ☺️
Die Tagesroute endete also nach fast 12 Stunden reiner Fahrtzeit und sagenhaften 1206km Strecke.
Und das war sie dann, meine Reise zum Nordkapp.

Insgesamt 6265,6 km in 12 Tagen durch 7 Länder:
Dänemark 🇩🇰,
Schweden 🇸🇪,
Norwegen 🇳🇴,
Finnland 🇫🇮,
Estland 🇪🇪,
Lettland 🇱🇻,
Litauen 🇱🇹 und
Polen 🇵🇱.
Unbeschreiblich.
