Die letzte Etappe auf dem Weg zum Nordkapp. Ziel: Der Globus am Nordkapp.

Der Tag begann wieder mit herrlichem Wetter. Sonnenschein und knapp 20 Grad. Trotzdem hatte ich in Vorbereitung auf die kühleren 10-13 Grad am Nordkapp meine Motorrad-Jeans heute gegen die Tourenhise getauscht. Und die Strickjacke im TopCase griffbereit.
Um 7 Uhr gab es Frühstück. Einfach, aber gut.

Gegen halb acht startete ich die finale Tour Richtung Nordkapp. Die Herbergsmutti empfahl mir ja gestern, vor dem zweiten Tunnel die Umgehungsstraße zu nutzen. Genau das tat ich auch. Und sie hatte Recht! Eine mega geile Kulisse bot sich auf der ca 6km langen Umfahrung.





Und Schnee zum anfassen endlich auch…

Weiter ging es Richtung Alta, einer recht großen Hafenstadt. Die Zeit verging wie im Flug, obwohl ich immer wieder anhielt, um Fotos zu machen. Ich hatte morgens beschlossen, den ganzen Tag ohne Musik zu fahren. Ich wollte die Route ganz in Ruhe aufsaugen, genießen und erleben.

Gegen 10:30 Uhr hatte ich Alta erreicht. Hier lässt es sich scheinbar auch leben. Super toll, was man so von der E6 aus so sehen konnte. Sehr gut ausgebaut, sauber, und scheinbar alles vorhanden was man braucht. Plus Kulisse.

Im weiteren Verlauf der Strecke wurde der Verkehr immer geringer. Also vor allem der Gegenverkehr. Seit Tagen schon viel mir auf, dass mir ungemein viel mehr Autos entgegenkommen, als das ich überhole. Vielleicht kommen ja doch mehr aus Finnland oder Schweden zum Nordkapp, als über Norwegen. Mir war es recht. Unterwegs hatte ich die Gelegenheit, auf einer kilometerlangen geraden Straße, wunderschöne Bilder von mir und Marta zu machen.


Von dort waren es noch knapp 130 km bis zum Nordkapp. Gegen 14 Uhr erreichte ich das „Nordkapp-Schild“. Musste natürlich erstmal auch ein EHC Sticker drauf.

Dann wurde es auch Zeit, die Strickjacke unterzuziehen. Waren nur noch 13-15 Grad.
Die Vegetation nahm auch spürbar ab. Bäume gar keine mehr, nur noch Sträucher-wenn überhaupt- und Steine. Etwa eine halbe Stunde später fuhr ich dann in den Nordkapptunnel ein. Ca 7 km lang führt dieser unter dem Wasser durch als Verbindung zweier Inseln.

Und dann, um 15:31 Uhr war es endlich so weit:
ICH BIN AM NORDKAPP!!!!
Genau 3123 km von zu Hause entfernt.
Für mich ein sehr emotionaler Moment mit dem ein oder anderen Tränchen.
Ich hatte es mit Marta geschafft, den nördlichsten Punkt Europas zu erreichen.






Was für ein Moment. Das habe ich lange und tief genossen.
Zum Glück war nicht viel los und das Wetter gut. So konnte ich ein paar schöne Bilder machen, mit der Familie und Amier telefonieren (alles kurz vor der Zeugnisausgabe von Jaci) , bevor ich dann noch durch den Souvenirshop bin. Das lassen die sich aber gut bezahlen. 350 NOK Eintritt, fast 30€. Aber da kam ich nicht drum rum, ich wollte ja mal schauen, ob ich für die Lieben daheim was finde 😉
Nach gut einer Stunde hatte das Shopping-Erlebnis dann ein Ende.
Ich packte traditionell einen Sticker auf Marta, den sie sich mehr als verdient hat.
Danach ging es dann ein Stück der Strecke zurück in Richtung Unterkunft in Skarsvåg.
Ein einfacher Campingplatz mit ein paar Hütten.
Meine Hütte – Nr 17 – war nett, geräumig und sauber.




Einziger Wehrmutstropfen: es gab weder hier noch in der Umgebung was zum Abendessen. Frühstück auch nicht. Anders als ich es bei Google gesehen hatte.
Na egal, ich hatte mir mittags eine Packung Kekse und Getränke geholt. Wird schon mal gehen.
Ach ja: für Handtücher und Bettbezüge hätte man auch nochmal knapp 30€ bezahlen müssen – zusätzlich zu den 125€, die die Hütte eh schon gekostet hat. Das hab ich mir erspart. Dann ist mal ein Tag kein Duschen und schlafen in Klamotten.
Das Ziel für morgen hab ich auch schon ausgesucht. Morgen geht es 400km Richtung Heimat nach Ivalo in Finnland. Dann also auch der nächste Ländersticker, den sich Marta abholen kann.
Was für ein Tag! Unbeschreiblich. Das werde ich noch eine Weile verarbeiten müssen.
Dann noch mein „Halbzeit“-Resümee:
Zum Einen hatte ich bislang unheimliches Glück mit dem Wetter. Absolut untypisch für Norwegen, durchgängig über fast 6 Tage 25-31 Grad haben zu dürfen. Da ist das bissl Regen vom ersten Tag in Dänemark fast schon vergessen.
Dann die Landschaft in Norwegen. Ein paar Eindrücke hatte ich ja schon von der AIDA Kreuzfahrt vor zwei Jahren. Aber dieses Land über Tage zu befahren und dann fast minütlich neue, grandiose, traumhaft schöne Eindrücke zu erfahren, dass kann man sich nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Wirklich ein Traum.
Im Vorfeld und auch während der Reise wurde ich immer wieder gefragt, ob es mir nichts ausmacht alleine zu fahren oder ob ich gar Angst hätte. Ganz klar Nein. Mich stört es absolut nicht, alleine zu fahren. Ist anders als bisher die Touren mit Amier, aber stören tut es mich nicht. Ja klar, hier und da ein paar Selbstgespräche oder „Gespräche“ mit Marta, aber alles im Rahmen 😉
Und Angst-wovor? Wenn was sein sollte, sind die Norweger extrem freundlich und Hilfsbereit. Da findet sich ggf. schon eine Lösung.
Ich bereue es bislang nicht, diese Reise – und es ist wirklich eine Reise im Sinne von Erleben, Erfahren und Genießen- angetreten zu sein. Ganz allein. Das macht was mit Einem. Im positiven Sinne.
Also dann, morgen, mit 45 Jahren, geht es auf zum zweiten Teil des Motorrad-Abenteuers Nordkapp.
